Die Welt der Alten Bücher

Kolportage-, Liefer- und Romanhefte

Ich weiß nicht warum, aber alte Kolportage- bzw. Lieferhefte haben es mir ganz besonders angetan obwohl ich davon gar nicht so viele besitze. Der Ursprung dieser Literatur geht zurück bis in das 15. Jahrhundert - wobei es damals um ganz andere Dinge ging als später. Der Fokus lag auf Erbauungsliteratur und Volksbüchern. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts begann der Verkauf von Lieferheften zu boomen. Sogenannte Kolporteure lieferten die Hefte nach Hause. Die Alphabetisierung wuchs gewaltig in dieser Zeit aber nicht viele Menschen waren wohlhabend genug um sich "richtige" Bücher zu leisten. Darum wurde (ziemlich clever wie ich finde) eine kostengünstige Alternative angeboten - der Lieferroman.

Der Themenfocus dieser Literatur lag im Zeitraum des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eindeutig auf der Abenteuerliteratur - Geschichten aus dem wilden Westen, aus der Ritterzeit und vom Piratenleben - alles was das Abenteuerherz begehrte. Um erfolgreich zu werden, um sie der breiten Masse verkaufen zu können, mussten diese Hefte billig sein. Diese Romane erschienen meist als Fortsetzungsromane. Sehr oft findet man Exemplare, bei denen die Seiten nicht richtig geschnitten wurden, so dass sie noch zusammenhängen. Ein Indiz, dass das Heft nicht gelesen wurde :). Gespart wurde auch ganz stark an der Qualität des Papiers - es ist heute wirklich ganz schwer gut erhaltene, bekannte Exemplare zu bekommen (die noch vorhandenen wurden quasi "zerlesen").

Ich denke, dass viele Lieferromane die beiden (mindestens einen) Weltkriege nicht überstanden, denn die nicht so reichen Menschen hatten garantiert besseres zu tun, als Lieferhefte durch diese Zeit zu retten. Daher ist eine komplette, halbwegs gut erhaltene Romanreihe schon etwas sehr besonderes.

Bücher, die in Bibliotheken oder Regalen von wohlhabenden Bürgern standen, hatten da schon eine erheblich größere Chance zu überleben.

Wenn eine Fortsetzungsreihe komplett ausgeliefert war, brachten einige Leser diese zu einem Buchbinder, um die Geschichte binden zu lassen. Bei den im folgenden abgebildeten Romanen von Gerstäcker befinden sich die Deckblätter und das Inhaltsverzeichnis am Ende des letzten gelieferten Exemplars. Soviel ich weiß, handelt es sich bei den Gerstäcker-Heften auch um Kolportageromane aber sie dienten auch als Voraberscheinung für die Bücher um den möglichen Erfolg zu testen (hierfür möchte ich mich aber nicht verbürgen :)).

Einige Lieferromane wurden sehr schön illustriert. Hier sei besonders Karl May erwähnt, er war einer der erfolgreichsten Autoren für toll illustrierte Kolportageromane, bevor er mit seinen Reiseerzählungen bekannt wurde. Bekannte Romane sind: "Die Liebe des Ulanen", "Deutsche Herzen, deutsche Helden" und "Der Weg zum Glück". Sein bekanntester Roman dieser Art und wahrscheinlich auch der erfolgreichste Kolportageroman des 19. Jahrhunderts war aber "Das Waldröschen".

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